Stones: Sommer

Sommer

Mit dem Auto übers Land. Die Scheibe ganz heruntergekurbelt zuckele ich im dritten Gang durch den Schatten der Allee und lasse mir den warmen Wind ins Gesicht wehen. Mein Arm hängt lässig aus dem Fenster. Die Strasse ist absolut leer, aus dem Radio säuseln leise Simon&Garfunkel. Was für ein Nachmittag. An einer Feldwegeinfahrt halt ich an und steige aus. Im späten Sonnenschein eröffnet mir der Blick ins Land ein atemberaubendes Panorama. Wogende Hügel sind von kleinen Hecken durchzogen, hier und da ein paar Bäume, am Horizont Wald. Zwischen den Hügeln tauchen kleine Dächer aus dem Korn auf, überragt von den Kirchtümen und Schornsteinen meiner Stadt. Doch die sind fern, näher ist mir der Wind, der durch mein Haar fährt, der über das Land geht, der die Felder in Wellen schlägt und das Laub der Bäume rauschen läßt. Darin ist noch mehr, er kommt in guter Gesellschaft daher, mit zirpenden Vögeln und summenden brummenden Käfern. Alles scheint zu vibrieren, alles duftet. Es ist Sommer. Das aufkommene Bewusstsein, schon vergessen zu haben, was das heisst, und es nun nur wiederzuentdecken, lässt mich erschaudern.

1. Juli 2006, 20:02 von Andreas Jahn

Kommentare

mmhhhhhhhhhh.Als wär ich live dabei.
— britt 1. Juli 2006, 23:36 #
Langsam lenke ich meine Schritte dem Auto entgegen und lasse die gewonnenen Freuden im Rückspiegel hinter mir. Die Strasse windet sich wie ein Lindwurm durch die mir vertraute Landschaft und führt mich vorbei an den Eckpfeilern meiner Kindheit. Schon habe ich die letzte Grenze in die Vergangenheit überschritten und finde mich in der Stadt meiner Geburt wieder. Die Häuser neu angemalt, die Geschäfte bis zum erdrücken, den nicht kommenden Kunden erwartent, mit Waren gefüllt und die Menschen denen es heute so viel besser geht mit gesenktem Haupte laufend. All das breitet sich vor mir aus. Von links und rechts stürmen die Bilder auf mich ein. Unbemerkt beschleunige ich das Auto um der Bilder zu entkommen. Schon bin ich dem elterlichen Hause nahe. Dem Zentrum und Anker meiner Kindheit und langsam macht sich in mir die unwiederrufliche Erkenntnis breit, das sich in all den Jahren meiner Abstinenz Nichts verändert hat. Das aufkommene Bewusstsein, schon vergessen zu haben, was das heisst, und es nun nur wiederzuentdecken, lässt mich erschaudern.
— Mathias 3. Juli 2006, 17:44 #
Hey, du warst doch schon seit Jahren nicht mehr in L. Das ist ein fake!
— Andreas 3. Juli 2006, 20:14 #

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