Vergänglichkeit
Keine Sorge, mit diesem Beitrag beschließe ich das Triptychon der Traurigkeiten. Diesmal will ich auf einen Aspekt des Ablebens hinaus, der jeden Menschen trifft und scheinbar vernachlässigbar harmlos seinen eigentlichen Tod herbeiführt. Das Vergessen. Sofern man kein großer Held, Weltenlenker oder Kunstschaffener ist, wird man binnen zwei Generationen vergessen sein. Wie sollte es auch anders sein, man kann keine Erinnerungen an jeden Menschen tradieren, aber einen solchen Totalverlust der Persönlichkeit eines Menschen finde ich tragisch.
Mein Opa erzählte mir von seiner Oma, die eine unheimlich liebe Frau gewesen sein soll und relativ jung an einer Thrombose verschied. Das wars, mehr fällt mir zu ihr nicht ein. Meine Oma (der andere Zweig) zeigte mir mal das Photo einer Großfamilienfeier zur (ich glaube..) der Taufe ihrer Mutter. Sie konnte mir schon nicht mehr benennen, wer die ganzen wohlgekleideten Leute auf dem Bild sind, bestenfalls Vermutungen über die Zugehörigkeit zu einzelnen Familienausläufern anstellen. Da sieht man in Ehren ergraute Herren im Frack, die ein ganzes Leben auf dem Buckel haben, das Zentrum einer Famlie waren, die so einiges bewegt hatten und nun vergessen sind. Ihre Gräber sind längst umgepflügt, ihr Nachlass verstreut oder verloren und wenn man nicht ihre Namen in Erfahrung bringt, wird man in keinem Kirchenbuch einen Geburts oder Todestag von ihnen finden. Sie sind weg und das Bild ist nur ihr Schatten. Das ist doch gruselig.
6. November 2006, 13:49 von Andreas Jahn