Stones: Langzeitplanung

Langzeitplanung

Morgens komme ich am besten aus dem Bett, wenn ich mich auf etwas freue oder ich mich über etwas aufrege. Heute war mal wieder letzteres der Fall. Beim Morgenmagazin gings nämlich um die Altersvorsorge, die mit kleinen Playmobilfiguren illustriert wurde:
Das ist Herr K., er ist 33 Jahre alt, buckelt bei einer Bank und bringt 4500€ Brutto nach Hause. Wenn er fleissig in die Kasse einzahlt bekommt er mit dem Eintreten in die große Rentenfamilie ab 67 etwa 1400€ fürs nichtstun. Damit ergibt sich eine Versorgungslücke von 400irgendwas €. Ergo muss er ganz dringend was für seine private Altersvorsorge tun, denn auf den Zinseszins ist eher Verlass, als auf die Rente..

Bin ich der Einzige, der bei solchen Beiträgen Pickel bekommt? (Was ist eigentlich eine Versorgungslücke und wie berechnet die sich?) Der Vorsorgegedanke ist ja in Ordnung, aber soll ich mir die nächsten 40 Jahre Sorgen darum machen, wie ich die folgenden 30 untergebracht bin? Klar, Eigenverantwortung, aber glaubt da tatsächlich jemand an die Planbarkeit der finanziellen Ausstattung im Jahr 2050? Bis dahin ist Deutschland endgültig überschuldet, Europa in der Wirtschaftskraft auf Platz vier abgesunken und über die Inflationsentwicklung des Euro kann auch niemand was sagen. Wie wird es dem Finanzsektor gehen, wenn sich der Immobilenmarkt im Zuge der auf 60Mios geschrupften Bevölkerungszahl entwertet? Und die wollen tatsächlich, dass ich die nächsten 40 Jahre meine etwaigen Finanzüberschüsse zur Versicherung oder Bank trage und darauf warte, dass entweder die Zentralbank an den Leitzinsen rumspielt oder mir irgendein 3%-Festzins einen “konstanten Vermögensaufbau” beschert. Na dankeschön. Ganz nebenbei: vor einem halbe Jahr köchelte ein Mini-Skandal hoch, nach dem die Mitglieder des Sachverständigenrates, der zur Konzeption der Riester-Rente führte, allesamt aus Stiftungen und Instituten stammen, die von der Versicherungsbranche finanziert werden. Ein Schelm, der dabei Böses denkt, oder gar sich überschneidende Interessenlagen vermutet..
Haltet mich für einen Hasardeur oder Glücksritter, aber die beste Altersvorsorge sind in meinen Augen tausend Unzen Feingold in einem Schweizer Bankschließfach. Oder ein Quadratkilometer Bauland an der Perepherie einer indischen Großstadt. Oder ein Stück Wald in Kanada, auf dass man jährlich CO2-Emissionsrechte verscherbeln kann.

30. Januar 2007, 11:51 von Andreas Jahn

Kommentare

4.500,- brutto !?
Wo muß ich mich dafür bewerben?
— annosch 30. Januar 2007, 12:01 #
Keine Ahnung, bei einer Bank eben, allerdings arbeitet dieser fiktive Mensch da schon dort seit er 25 ist. Seine Frau ist Verkäuferin und bekommt 900+€ brutto, zusammen leben sie mit 2 Kindern in einem Einfamilienheim, mehr haben sie über diese Familie K. nicht gesagt.
— Andreas 30. Januar 2007, 13:08 #
25-33 sind nach Adam Riese auch nur 8 Jahre! Solange arbeite ich in meiner Firma auch. Ich hab schon immer gewußt das ich das falsche triste Büro ausgesucht hab.
— annosch 30. Januar 2007, 14:54 #
Dann kannst du ja auch schon mal überschlagen, wie groß deine “Versorgungslücke” sein wird. Ein weiterer Grund für eine unorthodoxe Beschaffungsmaßnahme zur Alterssicherung.
— Andreas 30. Januar 2007, 18:40 #

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