Stones: Unbelievable

Unbelievable

In einem Anflug von Langeweile griff ich gestern Abend zu einem Buch, dass ich mir vor über zehn Jahren mal gekauft hatte und mit dem ich bei jedem Versuch es zu lesen immer weniger Seiten brauche, um es kopfschüttelnd wegzulegen. Dabei handelte es sich um einen Sammelband verschiedener Autoren, der durch seine spartanische Aufmachung mit zwei gekreuzten Balken etwas abschreckt (die Herkunft dieses Symbol wird wohl im zweiten Buch erklärt) und die Taten sowie Bedeutung eines Herrn G. schildert.
Dieser Herr G. scheint über eine eindrucksvolle Omnipotenz zu verfügen, denn erschafft sich erstmal mit seinem Universum eine Arena, in der er die späteren Akteure interagieren lassen kann. Nun gut, nach zwei Sätzen stolpere ich bereits: er erschafft etwas und sieht, dass es gut ist. Damit entwirft er bereits ein gut/böse-Schema, was wiederum heisst, dass das Böse schon vor dem Menschen in der Welt ist. Ferner muss man doch fragen: gut wofür? Für ihn, seine späteren Schöpfungen oder seine tieferen Absichten dahinter? Und noch was, das Ganze wird von einem Herrn M. geschrieben, der ja sicherlich nicht dabei gewesen ist und das hinterher durch Hörensagen erfahren hat. Bei diesen Schilderungen wird Herr M. sicher einiges an Gutgläubigkeit mitgebracht haben. Sei’s drum. Der Herr G. schafft also sechs volle Tage das Leben, das Universum und den ganzen Rest (z.B. den Menschen) und ist am siebenten Tag natürlich ziemlich urlaubsbedürftig.
Danach gehts weiter mit der Schaffung des Menschen…hm, hatten wir den denn nicht schon? Na gut, lassen wir das Kapitel als Einschub gelten. Also, er knetet einen Menschen, haucht ihm Leben ein und setzt ihn in den Garten Eden. Dort erklärt er ihm: ‘Junge pass auf, du darfst von allem Essen, auch vom Baum des Lebens, nur nicht vom Baum der Erkenntnis, denn sonst musst du sterben. Und obwohl du noch nicht erkenntnisfähig bist, darfst du jetzt erstmal allen Tieren, denen du über den Weg läufst, einen Namen geben.’ Häh? Was soll denn da rauskommen? Egal. NACH der Belehrung bastelt er die Frau und setzt sie daneben. Die läßt sich natürlich von der Schlange bereden, die Erkenntnis doch zu kosten und gibt auch dem Mann davon (bisher hat keiner einen Namen). Natürlich kommt der Herr G. dahinter als er nach ‘Adam’ ruft, um ihn zu fragen, warum er sich im Gebüsch versteckt.
Was soll man denn jetzt davon halten? Der Frau hat er nichts erzählt, aber wie soll sie es denn verstehen, wenn ihr Mann ihr das ohne Sinn und Verstand beizubringen versucht? Außerdem ruft der Herr G. gezielt nach ‘Adam’ worauf er keine Antwort erwarten kann, wenn er nicht schon von der Selbsterkenntnis des Gerufenen ausgeht. Für mich sieht das ganz danach aus, als hätte er die beiden ins Messer laufen lassen, um einen Grund zu haben, sie aus dem Garten Eden zu werfen. Und müssen sie jetzt sterben? Ja. Und warum? Weil der Herr G. sie nicht mehr an den Baum des Lebens ranlässt. Na dankeschön. Und warum macht er das? Weil er, wie er selbst sagt, es nicht haben kann, dass jemand ihm gleich ist. Warum veranstaltet er dann das ganze Theater? Weil er jemanden zum Rumschubsen braucht? Hat er einen Minderwertigkeitskomplex? Und das schon auf Seite drei! Warum sollte man da noch weiterlesen?
Vielleicht hätte sich der Herr G. ein paar kompetentere Biographen suchen sollen, ich wüsste nicht, wie man sein Image auf den verbliebenen tausend Seiten noch retten könnte.

12. Februar 2007, 13:42 von Andreas Jahn

Kommentare

Sehr schön! In den letzten Wochen habe ich mit der mir verblie- benenen Gehirnkapazität (wir erinnern uns: Abschlussprüfungen) auch mal über die Konstruktion dieser Figuren nachgedacht. Und ich finde, dass die Figuren Eva / Adam völlig neu bewertet werden sollten: Adam ist der obrigkeitshörige und faule Dummkopf, wohin- gegen Eva den kritischen, forschenden Geist verkörpert. Ich weiß, die Feministinnen haben’s vor mir geschrieben. Aber irgendwie gefällt mir diese Lesart.
— Henny 12. Februar 2007, 14:22 #
Jetzt bin ich mir selbst nicht mehr sicher, ob es das war, worauf ich hinaus wollte. Aber eigentlich ist die Frau als solche in der Geschichte wirklich schlecht weggekommen, da sie ihm (dem Manne) als Gehilfin (Männin) konzipiert wurde.
— Andreas 12. Februar 2007, 16:18 #
Höhö. Ich dachte mir beim Verfassen des Kommentars auch schon, dass ich ja nicht wirklich auf dein Geschreibsel eingehe. Aber es bot mir eine geeignete Plattform, um meine Gedanken loszuwerden.
— Henny 12. Februar 2007, 18:09 #
Mein Geschreibsel… in deiner Prüfung solltest du deine Gedanken etwas umgänglicher vorbringen. Jedenfalls wollte ich mit meinem Beitrag Epikur nach dem Mund reden, der noch lange vor Jesus feststellte, dass solch ein metaphysischer Hallodri nicht wirklich gebraucht wird.
— Andreas 12. Februar 2007, 18:35 #
Ach komm, Verriss ist doch immer gefragt. Jemandem nach dem Mund reden kann doch jeder.
— Henny 12. Februar 2007, 21:44 #

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