Stones: Unklare Gefühlslage

Unklare Gefühlslage

Rosen sind rot, Veilchen sind blau, ich liebe dich, das weisst du ganz gen..
Halt. Das ist wahrscheinlich ein ganz blöder Anfang, um sich über den Valentienstag zu äußern. wie wärs damit:
Das hämische Krächzen zerfranzter Krähen reisst mich aus der Monotonie meines erdrückend dumpfen Großraumbüros. Durch schmerzend verquollene Augen wandert mein Blick ziellos über den flackernden Bildschirm, um sich in der Weite des Graus jenseits der mit Flecken überzogenen Fensterscheibe zu verlieren. In der düsteren Ferne thront schemenhaft der Betonklotz des Charité-Gebäudes wie ein Orwell’sches Volkskommissariat für Historische Wahrheit über ängstlich geduckten Dächern und kahlen Bäumen, deren einzige Hoffnung in einem nahen Ende der Welt zu ruhen scheint..
Äh, wieder falsch. Eigentlich habe ich gar nichts gegen den Valentinstag. Soll er doch von anderen gefeiert werden, soll er doch kommerziell und artifiziell und wer weiss was sonst noch alles sein – das ist mir doch egal. Wahrscheinlich hätte ich ihn ignoriert, hätte man mir nicht heute morgen zweimal und völlig unabhängig voneinander gesagt, dass ich heute ganz besonders gut gelaunt und aufgelegt daherkomme. Da kommt man natürlich gleich in Rechtfertigungsengpässe, ich habs damit probiert, dass mir die Tatsache, dass mir niemand etwas geschenkt/geschickt hat und somit auch nichts Peinliches kam, den Tag versüssen würde. Kopfschütteln ist auch ein Art, um durch diese Form der Reaktion auf das Gesagte die mir gewidmete Aufmerksamkeit und damit Wertschätzung zu suggerieren..
Noch was anderes: gestern hatte ich durch eine nahezu unglaubliche Fügung des Schicksals (ich habe eine Schublade geöffnet) eine Postkarte in der Hand, die mir eine junge Dame zusteckte, nachdem wir uns den ganzen Abend in einer Bar unterhalten hatten und die sie vollgeschrieben hatte, als ich kurz auf dem Klo verschwunden war. Auf ihr stand, dass sie meine Präsenz sehr schätzen würde, ebenso meine Sicht auf die Dinge und mich rundum für einen tollen Typen halten würde. Kein ‘aber’, keine Einschränkung. Die Karte stammt von 1999 und damals war mir nicht nur überhaupt nicht klar, was ich wollte, sondern ich fühlte mich auch etwas bedrängt und von der Situation überfordert. Wie dämlich von mir. Eigentlich war sie ganz nett und mehr kann man in einer Anfangsphase auch nicht erwarten. Statt dessen zog ich es vor, weiter allein zu sein und mich der Standardsozialistion zu entziehen. Wie bemerkte der chinesische Altmeister der Strategie Sun Szu so treffend: Tu das Schwere solange es leicht ist und deine Taten werden groß sein.
Aber ich wusste es ja wie immer besser.

14. Februar 2007, 12:40 von Andreas Jahn

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Amen.
— Henny 14. Februar 2007, 16:23 #

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