Hellenika III - Epirus
Ja, man merkt wir nähern uns langsam den ersten Höhepunkten der Reise, wenn auch nur in geographischer Hinsicht. Der Norden des so schon bergigen Landes der Epiroten (die heißen wirklich so) ist besonders bergig und wird von den einheimischen Pindos-Gebirge genannt, welches an den Olymp schon verdammt nahe rankommt. Doch verlassen wir die lichten Höhen und wandern wir weiter nach Süden. In den tiefen Tälern erwartet uns neben Wolken eine üppige Vegetation mit Eichen, Buchen und urigen Pinienwäldern. Kein Wunder, dass man den Norden Griechenlands seit jeher als ursprünglich, jedoch etwas wild empfand. So sind auch die Leute (im besseren Sinne). Der Abstammung nach wohnen hier immer noch Illyrer, aber wenigstens versuchen sie sich wie Griechen zu benehmen. Es gibt noch weiter im Süden sogar ein bedeutendes Orakel, auch wenn ihm in den letzten Jahren Delphi zusehens den Rang abgelaufen hat. Es ist eigentlich eine ganz hübsche Sache: hier in Dodona stand einst eine alte Eiche aus deren Rauschen und Gegurre der auf ihr lebenden Tauben die Priester zu weissagen versuchten. Wenigstens wurden keine Leute geopfert oder alte Frauen über eine Vulkanspalte gesetzt wie woanders. Sei’s drum, diese Epiroten sind hauptsächlich Bauern und leben in verstreuten Dörfern, weshalb sie bisher keine große Rolle spielten. Das wird sich aber noch ändern, wenn im dritten Jahrhundert ein Mann namens Pyrrhus das Land eint und das Reich von Epirus begründet. Dummerweise ist er zu ehrgeizig und versucht die Römer in Süditalien zu schlagen und parallel die Griechen in Sizilien gegen die Karthager zu verteidigen. Damit wird er auch erfolgreich sein, allerdings so sehr, dass sich die sizilianischen Griechen aus Furcht vor seinen Ambitionen ausgerechnet mit den Karthagern verbünden und ihn wieder rauswerfen werden. In Italien besiegt er die Römer, jedoch unter so großen Verlusten, dass er sich ohne Machtbasis trotzdem den Römern beugen muss. Am Ende geht er verbittert nach Hause.. Danach versinkt das Land wieder in Bedeutungslosigkeit und man widmet sich Dingen, von denen man was versteht, man geht zurück auf den Acker.
Und wir gehen weiter nach Ambrakia. Diese korinthische Kolonie am gleichnamigen Golf ist eine gute Gelegenheit, das Bergland hinter uns zu lassen und in See zu stechen. Der Wind steht gut, das macht mich zuversichtlich, morgen schon Kerkyra zu erreichen. Das sanfte Plätschern der Wellen wirkt sehr entspannend, wenn nur diese Schaukelei nicht wäre..
21. Februar 2007, 14:17 von Andreas Jahn