Stones: Tempelhof 2

Tempelhof 2

Beim Frühstück kamen A. und ich auf den Gedanken, wie man die große Fläche des Flughafens sinnvoll nutzen könnte. Die Antwort ist ganz einfach: ein Trauer-Park! Nichts käme der deutschen Betroffenheitskultur mehr entgegen als ein Ort in denen man aller Opfergruppen der letzten Jahrhunderte gedenken könnte.
Die Flächenzuteilung ließe sich mit einem einfachen x Opfer = y Quadratmeter – Schlüssel bewerkstelligen und schon könnte es losgehen. Alle Fraktionen würden dann ums eindrücklichste Stelenfeld oder den schaurigsten Dokumentations-Pavillon wetteifern. Am Ende hätte man eine Art Weltausstellung des sich-schlecht-Fühlens und einen idealen Platz wo man Schulklassen abkippen könnte. Hier ließen sich ein viel tieferes politisches Selbstverständnis erzeugen und auch einige Löcher im Geschichtsbild stopfen. Viele würden sich beispielsweise mit hinschleifen lassen und dabei denken, ’ochnö, nicht schon wieder die alten Kamellen’. Dort jedoch würden sie sich wundern, wie viele neue Opfergruppen es noch zu entdecken gibt. Wer denkt heute noch an die Massaker an den Hereros, die Ausbeutung Tansanias oder die Niederschlagung des Boxeraufstandes. Wer ahnt schon, dass sich das Kurfürstentum Preußen mal im Sklavenhandel versucht hat. Oder die hessischen Söldner im Amerikanischem Unabhängigkeitskrieg. Und erst die unzähligen politischen/religiösen Diskriminierungen in diesem Lande. Die Liste nimmt kein Ende und für Abwechslung wäre damit immer gesorgt.
Einen deutlichen Haken hätte das Konzept schon und daran würde es auch scheitern. Die ganzen Opfergruppen sind sich untereinander so schon nicht grün und würden sich bestimmt wegen Kleinigkeiten in die Haare kriegen. Am Ende gäbe es dort mehr Polizisten als Besucher, das würde sich niemals rechnen.

25. April 2008, 13:39 von Andreas Jahn

Kommentare

ich denke bei der Masse an unterdrückten Minderheiten, kriegt jeder nur einen gravierten Zahnstocher. Man könnte die Minderheiten aber auf solche mit einer minimalen Mitgliederzahl reduzieren. Ansonsten, sehr gute Idee. Applaus, Applaus, Applaus
— matthi 26. April 2008, 21:32 #
Wäre bei Minderheiten nicht eher der Ansatz “maximale Mitgliederzahl” angebracht?
— e-sven 26. April 2008, 23:20 #
Es sollten ja erstmal nur deutsche Missetaten bedacht werden. Wenn sich da alle verweigen wollten, müsste man gleich in’nem anderen Maßstab rangehen. Vielleich ließe sich Algerien anmieten oder so..
— Andreas 28. April 2008, 11:26 #

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