Stones: Das Schulmassaker

Das Schulmassaker

Er hatte es genau geplant. Erst zündete er sein eigenes Haus an. Als daraufhin die Feuerwehr anrückte, war er schon längst an der Bath-Gesamtschule und ließ dort mehrere Sprengsätze hochgehen. Die herbeigeeilten Rettungskräfte ahnten nicht, dass er noch lange nicht fertig war und seinen zu einer riesigen Rohrbombe umgebauten Wagen, genau zwischen ihnen haltend und sich selbst richtend, ebenfalls sprengen würde. Die meisten der 45 Toten und 58 Verletzten waren Schulkinder der ersten bis sechsten Klasse.

Niemand kam 1927 auf die Idee, Computerspiele zu verbieten oder Metalldetektoren an den Schulen aufzustellen, die gabs nämlich noch gar nicht. Da sind wir heute weiter, heute haben wir genug elektronischen Schnickschnack, den wir verbieten können und gleichzeitig zur gegenseitigen Überwachung aufstellen können. Als ob es nicht schon genug Durchgeknallte gegeben hätte, die einfach mit ‘nem Küchenmesser durch eine Einkaufsmeile rennend ein paar Leute umgebracht hätten. Die hätten schärfere Waffengesetze auch nicht gejuckt.
Was bleibt? Gestern las ich einen interessanten Ansatz, der die mediale Ausbreitung in einem Sprachraum für die Häufung der Amokläufe mitverantwortlich machte. Amokläufe gibts immer mal, aber warum häufen sie sich? Das Schema ist immer gleich: es gibt einen Amoklauf, die Medien bringen tagelange Dauerberichterstattung und damit eine ungeheure Aufmerksamkeit und schon rekrutiert man unter frustrierten Sitzenbleibern die nächsten Nachahmungstäter. Hat man das Phänomen erst einmal im eigenen Sprachraum, verselbstständigt es sich, während im anderssprachigen Nachbarland das Vorgehen weitgehend unbemerkt bleibt. So ist es in der englischsprachigen Sphäre, in Finnland und nun auch bei uns.
1927 war der Täter übrigens kein Schüler sondern ein Mitglied des Schulkomitees.

12. März 2009, 12:27 von Andreas Jahn

Kommentare

Ich denke immer, warum muss jemand eine Baretta im Haus haben? Selbst jemand aus einem Schützenverein sollte sich mit einem Luftgewehr begnügen. Wozu darf es überhaupt schützenvereine geben? Waffen sind gefährlich, Menschen töten damit andere Menschen. Warum ist Übungstöten als Sport akzeptabel, aber nicht als Videospiel? Warum gibt es eigentlich keine Sprengsatz, Landminen oder Mittelstreckenraktenvereine?
— matthi 12. März 2009, 19:11 #
Die Welt wäre dem Paradies bestimmt viel näher, wenn man damals (1927) Computerspiele bereits verboten hätte. Und zum Thema Minenvereine: http://bit.ly/1afDcR
— e-sven 13. März 2009, 02:14 #
Wie ich lesen musste, war der Pausenhofkiller ein enthusiastischer Tischtennisspieler. Ich finde das wirft völlig neue Erklärungsansätze auf.

Doch ernsthaft, die Sache ist tragisch, aber solange jede Minute weltweit 17 Menschen verhungern, jeden Tag 12 Menschen auf Deutschlands Strassen sterben oder täglich über hundert Leute an mutmaßlich Zigarettenrauch-induziertem Lungenkrebs krepieren, brauch man mich nicht mit einer solchen Berichterstattung belästigen. Das nervt doch. Dann doch lieber Wirtschaftskrise.
— Andreas 13. März 2009, 12:37 #

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