Langsam tun sie mir leid
Eigentlich wollte ich nur kurz eine Aussage von Warren Buffett zitieren:
BUFFETT: It’s class warfare, my class is winning, but they shouldn’t be.
Aber dann stolperte ich dabei über ein Interview von 2005, in dem er sich über den Zustand von Land und Gesellschaft äußert und dabei thematisch beim doppelten Defizit landet. Kleiner Auszug gefällig?
…
BUFFETT: Well, if we keep doing what we’re doing — and we have shown no signs of slowing down — the world will own a substantially greater percentage of this country or have our IOUs in the form of government bonds 10 years from now than now, and the cost of servicing the debt or the cost of paying dividends on the ownership will mean that we will send abroad a few percent of our GDP every year just to service debts that arose from the over-consumption that has taken place currently. So, our sons will pay for the sins of their fathers, to a degree. Now, we’ll always have a rich country. This is the best country in the world.
DOBBS: Absolutely.
BUFFETT: But if the rest of the world has $10 trillion of our assets instead of $3 trillion, we will be shipping some of our product abroad every year merely to service the debt that we’ve run up.
…
Gut, die Finanzlage ist hinlänglich bekannt, mich fasziniert, wie sie damit umgehen. Schlechte Nachrichten und haarsträubende aber unignorierbare Fakten, die in der Darstellung den aushaltbaren Stresspegel zu überschreiten drohen, werden einfach mit Selbstbeweihräucherung überspielt und damit gebrochen. Was ist das nur, Wunschdenken? Propaganda? Wir nennen das ja gern den ‘amerikanischen Patriotismus’. Aber das ist doch mehr, das ist doch ein verzweifelter Versuch, nachts nicht in panischer Schlaflosigkeit das Bett vollschwitzen zu müssen. Diese Methode der Wirklichkeitsausblendung kennt man ja auch aus dem privaten Bereich, aber dass auch auf makroökoniomischer Ebene so gehandelt wird.., bedenklich.
1. Dezember 2009, 13:19 von Andreas Jahn
Um so erstaunlicher, nachdem man doch schon so einige Blasen hat platzen sehen. Woher kommt nur der Glaube, dass, je größer ein System ist, desto unwahrscheinlicher es sei, dass das Ganze kollabiert, auch wenn man über seine Verhältnisse lebt? Im globalen Maßstab sieht man ja zum Teil dasselbe, sei es in Bezug aufs Klima oder beim neulich hier diskutierten Club of Rome-Bericht (Rohstoffe). Und Geschichtsbücher sollte es auch drüben geben…
— Antenne 1. Dezember 2009, 19:42 #Im Land of the brave schaut man eben traditionell eher optimistisch nach vorn.
Um fair zu bleiben, sollte man dabei nicht vergessen, dass das Interview lange vor der Krise aufgenommen wurde und Buffet zwischenzeitlich nicht nur ordentlich Verluste gemacht hat, sondern auch öffentlich einige seiner Statements revidiert hat.
Trotzdem ist es bezeichnend, dass ausser Michael Moore keiner an der herrschenden Ordnung zu zweifeln scheint. Selbst die Leute, die von Gerichtsvollzieher und Sheriff aus dem Haus gejagt werden, haben bis zum letzten Moment noch ihre Fahne draussen hängen und finden ihr Land total super.
Das ist schon sehr seltsam.
— Andreas 2. Dezember 2009, 00:00 #