Ein Hoch auf die Märkte..
Erneut macht uns unser Sorgenkind Ärger: der Euro. Nachdem er nun die 1.20$ nach unten durchschritten hat, werden die Leute wieder nervös und man fragt sich, ob wir ihn denn nicht letztens erst gerettet hatten – diese 750-Mrd-Sache – damit sollte das Problem doch behoben sein, oder? Nur leider interessiert es die Märkte herzlich wenig, was sich die Politiker da ausgedacht haben, wichtiger ist es ihnen, mit den Kursänderungen Geld zu verdienen. Und wirklich übelnehmen kann man das ihnen eigentlich nicht, schließlich ist es ihr Job. Aber warum ihnen nicht die europäischen Politiker und vor allem die Presse in den Arm fallen ist schon rätselhaft, zumal es schon die Grenze zur Komplizenschaft überschreitet:
Freitag vormittag, der Euro fällt, Erklärung der Marktanalysten: die kommenden US-Arbeitsmarktdaten scheinen besonders gut zu werden, was den Euro belasten würde. Aha!
Freitag nachmittag, der Euro ist weiter gefallen, Erklärung der Marktanalysten: die enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten hätten die Verunsicherung geschürt und den Euro noch weiter belastet.
Da kann man doch machen was man will, der Euro wird von den, ich sage es voller Ernst und ohne Polemik, Spekulanten niedergeprügelt: Griechenland macht Schulden, das ist schlecht für den Euro. Spanien spart für weniger Verschuldung, das soll nun ebenso schlecht für den Euro sein. Ungarn hat Haushaltsprobleme und ist nicht in der Eurozone, das ist trotzdem schlecht für den Euro. In Frankreich sagt einer auf französisch “Wechselkurs”, böse Menschen übersetzen es als “Währungs-Parität” und schon wird der Euro auf Dollarniveau prognostiziert.
Und das machen sie seit einem halben Jahr, ohne dass jemand dagegen einschreitet:
Aber vermutlich wurde das anfänglich von den Europäern sogar in Kauf genommen, weil ein bisschen Geldabwertung schon ganz gut für Schuldenstand und Handelsbilanz ist. Doch nun geht die Sache nach hinten los, weil plötzlich auch die Zinsen für die Staatsanleihen durch die Decke gehen. Aus der erhofften Schuldenentwertung wurde ein Neuverschuldungszwang, um die Zinsen der bisherigen Schulden zu bedienen. Und jetzt kriegt man den Deckel nicht mehr auf den Kessel, die Währung verfällt weiter mit 4Ct/Monat, während die alten Euro-Skeptiker aus ihren Löchern gekrochen kommen und die Akzeptanz der Währung weiter demontieren.
Doch es gibt Hoffnung! Die Angloamerikanischen Pleitegeier werden nicht ewig die Haushaltslöcher ihrer eigene Länder ignorieren können zumal in GB und USA die Rettungspakete noch am größten waren. Außerdem hat niemand etwas von einem ruinierten Europa, immerhin sind es doch unsere Mittelstands-Kleinsparer, die die Investmentsfonds füttern..
7. Juni 2010, 13:44 von Andreas Jahn
Wenn ich mich recht erinnere, ist der Euro damals ja mit 1,17 USD eingeführt worden und dann schnell auf 0,87 USD herunter gerauscht. Sei aber alles nicht so schlimm, hieß es, das wird schon wieder, außerdem sei es gut für den Export. Und letztes Jahr hatten wir das Gejammere, wie schlecht ein Kurs zwischen 1,30 und 1,50 doch für den Export sei. Also wo ist bitteschön das Problem, wenn der Euro doch jetzt gerade wieder auf wirtschaftlichem Idealniveau ist?
— Antenne 7. Juni 2010, 21:04 #Das Problem ist liegt darin, dass der Dollar in den letzten zehn Jahren den Trend der davorliegenden 40 Jahre fortgeführt hat, er hat weiter abgewertet. Der Euro-Anstieg der letzten Jahre ist ja nicht nur den Spekulanten anzurechnen sondern auch der realen Abwertung des Dollars bei gleichzeitiger Stabilität des Euro. Uns mit dem Pfund zu vergleichen hat wenig Sinn, aber z.B. mit dem Yen (Start: 1€=134Y, Heute: 1€=109Y, entspricht 81% des Ausgabewerts) oder dem Schweizer Franken (Start: 1€=1.62CHF, Heute: 1€=1.38CHF, macht 85%). Natürlich haben diese Währungen wieder ihre eigenen Besonderheiten, ich behaupte aber, dass wir bei dem US-Doppeldefizit und deren daraus folgenden permanent höheren Inflation heute locker 10-15% besser stehen sollten, als bei der Euro-Einführung. Und das zeigt auch schön die obige Zappelkurve, von Februar bis April schien sich der Euro bei knapp unter 1,35 einzupendeln, was ich für einen realen Wechselkurs halte. Aber der eigentliche Abstieg begann im Mai, als wir auf den alten Abwärtstrend zurückkehrten. Soll das durch die EU-Verschuldungslage gerechtfertigt sein? Die USA und GB stehen in der Rubrik deutlich schlechter da.
Aber gut, es ist natürlich richtig, dass das alles den Euro nicht kaputtmachen wird. Mich ärgert nur, dass man so mit einer Währung überhaupt umspringen kann und dies auch noch mit solch fadenscheinigen Begründungen.
— Andreas 8. Juni 2010, 12:26 #Wer sich für die aktuellen Kurse interessiert, der sollte sich hier einmal unschauen http://www.finanznachrichten.de/devisen/uebersicht.htm
— Dieter 18. Februar 2014, 13:00 #