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Fernsehaktivität

Dieser Tage geistert das Thema Atomkraft wieder durch die Medien und auch die Laufzeitverlängerung scheint beschlossene Sache zu sein. Spannend fand ich da den letzten Aufreger aus Frankreich, wonach 90% der Brennstab-Aufbereitungsabfälle über einen Definitionskniff (Abfall=Beiprodukt oder so) in Russland abgeladen werden und sich nun wohl auch deutsche Energie-Firmen ein solches Verhalten unterstellen lassen müssen.
Sei’s drum, zufällig sah ich die entsprechende Sendung auf Arte sowie die folgende Diskussion und bei letzterer hat es mir die Schuhe ausgezogen. Da wurde dann über rechtliche Fragen und ökonomische Aspekte gestritten. (Für mich) völlig überraschend saß Reinhard Bütikofer mit in der Runde, dem irgendwann der Kragen platze und trotzdem höflich zurückhaltend nicht mal die Atom-Grundsatzfrage stellte, sondern lediglich wissen wollte, wie hier die Risikoabwägung geschehen sei. Immerhin geht es um zigtausende Tonnen Uranbrennstäbe, die aus einer Sammelstelle in Südfrankreich an die Kanalküste geschafft werden, von dort mit dem Schiff durch Nord- und Ostsee nach Rußland gebracht und mit dem Zug bis nach Tomsk transportiert wird. Die neuen Stäbe gehen den gleichen Weg zurück. Seit mittlerweile 15 Jahren! Also wie steht es um den Nutzen vs. Risiko? Wo kann man das nachlesen? Wer hat da wie entschieden?

Das konnten die beiden Verantwortlichen in der Runde nicht sagen, nicht mal darauf eingehen. Die fingen wieder an mit der Versorgungssicherheit und mit den 20% Uran, die man dabei sparen könne, ebenso Geld und dass es ein total gutes Geschäfft wäre, von dem ja auch die Allgemeinheit profitieren würde. Bis ich umschaltete fragte Bütikofer zwei Mal nach. Ebenso der Moderator. Dabei hatte ich nicht den Eindruck, dass die jetzt nur ausweichen würden, eher dass die die Frage nicht kapiert haben. Bei uns bräuchte man bei Anne Will nur die Worte Atom und Sicherheit in einem Satz erwähnen und schon würde der Angesprochene einen engagierten Verbraucherschutz-Monolog starten, der uns alle Bedenken nehmen sollte. In Frankreich scheint das Thema in den frühen 80ern hängen geblieben zu sein.

15. Oktober 2009, 12:02 von Andreas Jahn Kommentare

Bürokratie

Wie harmlos doch dieses Wort daher kommt. Wie altbekannt es wirkt, wie monolithisch es sich einem entgegenstellt und in der Form doch nicht greifbar ist, wie es sich ständig wandelt und neue Facetten offenbart. Eben ist es ein Sumpf, in dem man zu versinken droht, dann ist es die Wand, vor der man steht, ohne eine Tür zu kennen, dann ist es der kalte Eiswind des Formalismus, der einem mit der fanatischen Strenge des Großinquisitors ins Gesicht schlägt, ohne doch den eigenen Sinn reflektieren zu können. Eben ist es noch ein Wort, gemeißelt in Stein, greift man danach, so zerfließt es in den Händen und wird zur formlosen, unberechenbaren Masse der willkürlichen Anpassung an unergründliche äußere Umstände. Gnostiker sprechen von der Metaphysik, Materialisten vom Chaos. Ja, Chaos! Dieses Chaos ist nicht regellos, es ist eine Ansammlung von hochdeterminierten Einzelprozessen, die sich in der Summe zu unvorhersagbaren Mustern verbinden und verweben und die den kleinen Menschen nur staunen lassen, ihn in seiner geistigen Begrenztheit glauben machen, er wäre Zeuge eines Aktes von Schöpfung, einer generatio spontanae des sozialen Raums, peinigend paradox in seiner dualistischen Wesenseinheit aus wertungslos sinnentblößter Pedanterie und dem Aufscheinenden abgründiger Bosheit. Hier herrscht noch die Natur, hier triumphiert sie und lacht uns aus der Entropie entgegen, die uns unser kleinmütig menschliches Streben nach Ordnung beschert hat.

Im Alltag stellt sich das folgendermaßen dar: ich schreibe Antrag, ich warte, ich bin arbeitslos, ich warte, ich werde bewilligt, ich habe die Kohle, ich habe aber keinen Job. Warum? Einstellungsstop von November bis zum Jahresende. Warum? Weil die Verwaltung überlastet ist. Fazit: Ich könnte den Vertrag heute und zum 1.11. wirkend unterschreiben, er wird aber erst im Januar bearbeitet, mit etwas Glück schafft es die Gehaltsstelle, bis Mitte Februar die Überweisungen zu starten, vielleicht auch erst beim nächsten Termin Mitte März. Allerdings würde für die Zeit auch kein Amt mehr zahlen und auch die Sozial- und Krankenvers.-Meldungen würden wohl nicht mehr rausgehen. Aber was kann daran nun so schwer sein, Vertrag drucken, unterschreiben, abgeben, fertig. Es ist doch noch Zeit, oder? Schon richtig, aber es gibt neue Verordnungen, wonach es jedes Mal eine Ausschreibung, Bewerbung und Personalratsentscheidung geben muss. Das kann allerdings erst losgehen, nachdem der Fördermittel-Verfügbarkeits-Abgleich gelaufen ist, was nun nach der Drittmittelanzeige in der Verwaltung gestartet wurde. Allein letzteres hat ’ne Woche gedauert. Der Zuständige hat’s Passwort verbummelt. Kann ja mal passieren..

6. Oktober 2009, 15:40 von Andreas Jahn Kommentare [6]

Ich hân mîn lêhen

Ich hân mîn lêhen, al die werlt, ich hân mîn lêhen.
nû enfürhte ich niht den hornunc an die zêhen,
und wil alle boese hêrren dester minre flêhen.
der edel künec, der milte künec hât mich berâten,
daz ich den sumer luft und in dem winter hitze hân.
mîn nâhgebûren dunke ich verre baz getân:
sie sehent mich niht mêr an in butzen wîs als sî wilent tâten.
ich bin ze lange arm gewesen ân minen danc.
ich was sô voller scheltens daz mîn âten stanc:
daz hât der künec gemachet reine, und dar zuo mînen sanc.

Neuhochdeutsch:

Ich habe mein Lehen, hört es, ihr Leute alle, ich hab’ mein Lehen! Nun fürchte ich nicht mehr den Februarfrost an den Zehen und will in Zukunft die geizigen Herren nicht mehr anbetteln. Der (die) edelmütige ~~König~~ DFG, der (die) großzügige ~~König~~ DFG, hat so für mich gesorgt, dass ich im Sommer Kühlung und im Winter Wärme habe. Gleich erscheine ich auch meinen Nachbarn um manches vornehmer. Sie sehen mich nicht mehr wie vordem als Schreckgespenst an. Leider bin ich zu lange arm gewesen. Ich war so schmähsüchtig, dass mein Atem stank. Das alles hat der (die) ~~König~~ DFG wieder rein gemacht und meinen Sang dazu.

frei nach Walther von der Vogelweide

29. September 2009, 12:15 von Andreas Jahn Kommentare [2]

Wird sich nun Leistung bald wieder lohnen..

Gerade weil meine Wahl eine andere war kann ich es nicht wirklich verstehen, warum die Gelben in der Gunst so stark gestiegen sind. Vor (vielen) Jahren habe ich die sogar mal gewählt, damit sie nicht an der 5%-Hürde scheitern und der Pluralismus in der Politik erhalten bleibt. Und nun haben sie fast 15%?

Damit will ich natürlich niemanden kritisieren, es ist das gute Recht eines Jeden, sie zu wählen, aber ich kann im Moment die Motivation dazu nicht nachvollziehen. Sind es die versprochenen Steuersenkungen? Lediglich 4% der Deutschen glauben, dass nach der Wahl die Steuern gesenkt werden. Wirtschaftskompetenz? Wahlentscheidend ist bei den Gelb-Wählern die Wirtschafts- und Steuerpolitik. Bildung und soziale Gerechtigkeit interessiert sie eher weniger. Aber vielleicht wird’s später der mit der Wirtschaft wieder anspringende Arbeitsmarkt schon von alleine richten, schließlich ist sozial, was Arbeit schafft.

28. September 2009, 17:08 von Andreas Jahn Kommentare [2]

Euphemismus des Tages 50

Der Wähler hat uns die Möglichkeit gegeben, in der Opposition zu einer personellen und inhaltlichen Erneuerung zu gelangen..

28. September 2009, 17:00 von Andreas Jahn Kommentare

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Ich hân mîn lêhen

Wird sich nun Leistung bald wieder lohnen..

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