Stones: Milchmädchen Rechnungen

Renditeorientiertes Wirtschaften, Pro und Kontra

Kapitalismus: eine Form des Wirtschaftens, in der Kapital=Geld bzw. Geld-werte Güter benutzt werden, um neues Kapital zu generieren. Entsprechend werden Güter und Arbeitskraft in Kapital-Form gehandelt und entlohnt.

Vorteil: im Gegensatz zur reinen Naturalien-Wirtschaft können geschaffene Werte in stabile Formen überführt werden und zur nachfolgenden Nutzung akkumuliert werden.

Nachteil: Die Wertbeimessung eines Produkts ist höchst subjektiv, bei der Produktion werden soziale und ökologische Produktions-Folgekosten möglichst ignoriert, die Produktion funktioniert nur, wenn der Produktionspreis unter dem Preis liegt, den der Käufer zu zahlen bereit ist.

Vorteil: Der Kapitalmarkt ermöglicht die Bündelung und Nutzung von Investitionsmitteln, die Einzelne niemals aufbringen könnten. Geimeinsam ermöglicht man die Installation neuer Wertschöpfungsketten.

Nachteil: Die neue Wertschöpfungskette ist nicht im Fokus der Investoren, sondern die ihr entspringenden Renditen. Umstände der Produktion spielen für den Investor keine Rolle, sofern die Renditen sichergestellt werden können. Auf dem Auge ist der Investor meist blind.

Vorteil: Man muss keinen Investor von der Notwendigkeit einer ökologisch oder volkswirtschaftlich nützlichen Investition überzeugen, es reicht das Aufzeigen einer Möglichkeit zur Kapitalvermehrung. Das Gute wird getan, wenn es sich rechnet.

Nachteil: Das Böse rechnet sich mehr, da die Rendite steigt, wenn man soziale und ökologische Produktions-Folgekosten ignoriert.

Vorteil: Auch unnötige Wertschöpfungsketten erzeugen bei entsprechender Nachfrage seitens der Konsumenten Möglichkeiten zur Erwerbstätigkeit vieler Menschen.

Nachteil: Der Einzelne produziert in einem Umfeld, in dem er keine oder wenig positive Rückmeldung über die Sinnhaftigkeit seines Handelns erhält. Lohnarbeit motiviert über Hoffnung auf Entlohnung, nicht über Sinnhaltigkeit.

Vorteil = Nachteil: Virtuelles Kapital ermöglicht die Entkopplung der Kapitalwerte von Gütern, Orten und Zeitpunkten. Es wächst exponentiell per Verzinsung, auch wenn die physiches Basis endlich ist, es kann negativ werden und bei ausreichender Bürgschaft Dritter trotzdem Solvenz garantieren. Wird es in der Sinnhaftigkeitsfrage mit sich allein gelassen wird die Kapitalakkumulation zwangsläufig zum Selbstzweck.

12. Juli 2010, 12:25 von Andreas Jahn Kommentare [2]

Alles nur ein großer Schwindel?

Was, wenn wir wirklich den falschen Leuten auf den Leim gegangen sind und der Klimawandel gar nicht existiert? Ein berechtigte Frage..

14. Juni 2010, 10:44 von Andreas Jahn Kommentare [2]

Schon wieder Fiskalpolitik..

Heute: Das Schwarz-gelbe Sparpaket.

Dazu würde ich gern ein paar Gedanken loswerden. Allerdings werde ich nicht rumnörgeln, davon kann man ja in den Medien schon genug hören, sondern auch mal die guten Seiten aufzeigen, wie z.B. den zeitlichen Ansatz. Die Streichungen werden auf mehrere Jahre verkleckert, so dass der Impakt auf das BIP im niederen Nach-komma-Bereich bleibt. Außerdem bekennt man sich zu Schuldenbremse und Maastricht-Vertrag und will den Staat handlungsfähig halten. Und noch eins, was gern übersehen wird: endlich nimmt man die Antizyklische Wirtschaftssteuerung mal ernst! In der Krise Geld auszuschütten, hat bisher noch jede Regierung hingekriegt, aber mit dem Sparen schon beim ersten Anziehen der Konjunktur zu beginnen ist meiner zeitlich begrenzten Erfahrung nach neu. Sonst fing man ja in Sorge um das zarte Konjunktur-Pflänzchen erst damit an, wenn sich schon wieder eine Stagnation auf hohem Niveau ankündigte, was natürlich dann die nächste Krise einläutete.

Im Detail finde ich die versteckte Rentenkürzung besonders gewitzt. Da heisst es, dass für Langzeitarbeitslose keine Rentenbeiträge mehr eingezahlt werden. “Richtig so!”, denkt sich der Stammtisch, immerhin würden die eh nicht arbeiten. Bekommen die Leute dann später keine Rente? Wahrscheinlich doch, denn eine Grundsicherung bekommt jeder. Außerdem fehlt das Geld nicht erst später, wenn die Harzer in die Rente rollen, sondern schon heute. Was macht also die Rentenversicherung, wird sie die nun fehlenden 2 Mrd. als Sonderzuschuss vom Bund kriegen? Dann wäre die Aktion sinnlos gewesen. Statt dessen, wird sie wohl mit 2 Mrd. weniger auskommen müssen und dies bei zukünftigen Rentenerhöhungen zu berücksichtigen haben. Endlich wird mal einer meiner Vorschläge aufgegriffen..

Und noch was Kurioses: die Elterngeldkürzung greift ab 1240€ netto, was als Grenze zwischen Normal- und Besser-Verdienern gesehen wird. Da halten sich die Einen für gerade dem Prekariat entstiegen und werden von den Anderen schon als Besserverdiener betrachtet.. aber das hatten wir ja schon.

8. Juni 2010, 11:27 von Andreas Jahn Kommentare

Das übl(ich)e Spiel mit den Zahlen II

Wie viel verdient man eigentlich in diesem Land und was steht einem zur Verfügung? Zu dieser Frage werden öfters Pressemitteilungen und statistische Daten in den Raum geworfen, aber bisher haben die mich nur wenig schlauer gemacht, weil sie meist vage oder schlecht vergleichbar waren. Trotzdem interessiert mich das, zumal man sich ja auch selbst bzw. die eigenen Erwartungen/Hoffnungen für die Zukunft einschätzen möchte. Hier fand ich was brauchbares:

Auf den ersten Blick sieht man die Erwartungen bestätigt; da gibt es eine großen Anteil mit Haushalten, die um die 1000€ zur Verfügung haben und einen in der Masse immer noch breiten Anteil von Leuten mit 2-,3- oder 4000 € am Monatsende. Also Geringverdiener und Mittelschicht.

Nun fiel mir aber auf, dass sich auf der Y-Achse die Gruppen-Breiten verändern. Da bilden z.B. die Leute von 1,3 bis 1,5 tsd. € eine Gruppe, während die von 3,2 bis 4,5 tsd. € auch eine bilden. Seltsam. Also habe ich in 100€-Schritten geschaut, wie viele 100er- Schritte in eine der obigen Gruppen passen, und somit gleiche Intervallgrößen hergestellt. Wenn also 4,3 Mio Haushalt in der 500-900€ Gruppe stecken, dann sind es jeweils 1,075 Mio in den Bereichen 500-600€, 600-700€ usw. (die Sonstigen wurden weggelassen).

Dadurch kam natürlich eine ziemlich kantige “Kurve“ zustande und die sieht nun so aus:

Ich muss zugeben, dass mich das ziemlich erstaunt hat, eine so deutliche Abnahme nach oben hätte ich nicht erwartet. Wohl gemerkt handelt es sich hier um eine Vereinfachung. In den Haushalten kann nur ein Einzelner leben oder auch eine 5-Kopf-Familie mit 2 Erwerbspersonen, das wird hier nicht unterschieden. Unterstellt man jedoch einen Zweipersonen- Haushalt mit zwei Verdienern, in denen jeder 1,5 tsd. € nach Hause bringt, dann gehört man anscheinend schon zu den Wohlhabenden.

Aber wie sieht das anteilig aus? Dafür habe ich geschaut, wie viel Prozent die Gruppen der Einkommen von 0-500€, 500-1000€ usw. ausmachen:

Hier sieht man es noch mal schön deutlich, ziemlich genau 70% der Haushalte haben weniger als 2500€ im Monat zur Verfügung oder 1250€ pro Erwerbsperson. Klar, 50% haben tatsächlich 2-4000€ in der Kasse, aber ich hätte bei der Mittelschicht einen “Buckel“ in der Kurve erwartet und keine solch stetige Abnahme (Der Huckel bei 4.5k€ ist ein Artefakt..).

Mich wundert das. Daher nehme ich Anregungen und Kritiken bezüglich Datenquelle, Logik und Auswahlkriterien gern entgegen.

25. Februar 2010, 12:56 von Andreas Jahn Kommentare [2]

Vom Geben und Bekommen II

Im letzten Artikel hatte ich die Konsumquote erwähnt und damit angedeutet, dass sie einen Einfluss auf die eigene Vermögenssituation hätte, bin aber den Beweis schuldig geblieben. Dank Excel und einem Sonntag-Nachmittag möchte ich das nun nachholen.

Zur Erklärung: die Konsumquote ist der Teil des Einkommens, den man für die täglichen Aufwendungen hinblättert. Wenn ich also 1000€ verdiene und 900€ für Miete, Essen und Ähnliches verausgabe, dann liegt die Quote demnach bei 90%.

Was passiert nun, wenn ich über einen längeren Zeitraum (30 Jahre!) mein verfügbares Geld für schlechte Zeiten anlege und es sich per Zinseszins vermehrt? Welchen Einfluss hat hier der relative Ausgabenanteil am Einkommen?
Für meine idealisierte Betrachtung habe ich angenommen, dass man das übrige Geld komplett anlegt und investiert, so dass Nettoeinkommen minus Konsum gleich Sparquote ist. Ferner lasse ich mein Gehalt jährlich mit 2% steigen, was der von der EZB gewollten Inflationsrate entspräche.
Nun geht’s los: ich spare 10% meines Jahreseinkommens und packe es auf ein Super-Konto mit 4% (Tagesgeldkonto o.ä.). Nach einem Jahr bekomme ich Zinsen und ich lege zusätzlich die angesparten nächsten 10% mit dazu, die dann wieder verzinst werden usw. Es findet also ein regelmäßiger Zufluss von mir und eine ebenso regelmäßige Verzinsung zu 4% statt. Nach dreißig Jahren sieht das Bild so aus:

Nach 30 Jahren habe ich bei einer Konsumquote von 90% auf meinem Konto das 7,6-Fache meines initialen Jahreseinkommens. Ohne Verzinsung hätte ich 76 Jahre dafür gebraucht – das ist doch schon mal was! Blöderweise hätte das Geld infolge der Inflation nur noch die Hälfte der heutigen Kaufkraft. Läge allerdings meine Sparquote bei 50%, z.B. weil ich so viel verdiene, dass ich auch mit 50% gut leben kann, so hätte ich das 38,1-Fache eines Jahreseinkommens auf dem Konto.
Hier wird deutlich, dass jemand, der gerade so über die Runden kommt, nicht nur in absoluten Euros sondern auch relativ, deutlich weniger für seinen Vermögensaufbau tun kann, als jemand, der sich locker die Hälfte zur Seite legen könnte. Die meisten nutzen diesen Vorteil allerdings nicht, weil sie sich einreden lassen, sie bräuchten unbedingt einen neuen Fernseher, eine Riesterrente oder ein schnittiges Auto, aber das ist ein anderes Thema. Ein richtig wohlhabender Mensch muss hingegen schon viel Kram kaufen, um überhaupt auf einen bedeutsamen Konsumanteil zu kommen.

Natürlich hängt der Wertzuwachs maßgeblich von der Verzinsung ab. Würde der 10%-Sparer nicht 4% von der Bank, sondern 20% von der Börse kriegen, dann würde er nach 30 Jahren nicht das 7.6 –Fache haben sondern das 157-Fache eines Jahresgehalts. Der 50%er entsprechend das 786-Fache!
Sind das alles sinnlose Zahlenspiele? Nun ja, der DAX hat letztes Jahr mit seinen ach so langweiligen Aktien zwischenzeitlich über 50% Gewinn gemacht. Das bringt uns zurück zu den Beförderungs-Mechanismen der Ungleichheit. Welche Einkommensgruppe hat wohl die meiste Zeit (und Ahnung), sich mit Börsentiteln zu befassen?..

14. Februar 2010, 19:27 von Andreas Jahn Kommentare

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