Stones: sonstiges

Wie die Zeit vergeht..

Heute ist es genau 2 Jahre 8 Monate und 5 Tage her, dass dieser Blog eröffnet wurde und ich glaube nach wie vor, dass mir einige Beiträge ganz gut gelungen sind.

21. Juli 2008, 15:24 von Andreas Jahn Kommentare

Kant vs. Politikverdrossenheit

Vor 224 Jahren schrieb I. Kant auf die Forderung nach einer Definition der Aufklärung sinngemäß, dass es der Ausgang aus dem überaus peinlichen Zustand des nichtselbstständigen Denkens sei.
(meine Ergänzung:) Nur wer sich seines Verstandes bewußt ist und ihn öffentlich und voller Selbstvertrauen verwendet, kann ein aufgeklärter Bürger sein, der die Grundvorraussetzung des Wettstreits der Meinungen sein, welchen wir Demokratie nennen. Wer öffentlich gemachte Meinungen nur aufsaugt und ungeprüft hinnimmt verkommt im demokratischen System zum Stimmvieh, zur nutzbar gemachten Masse jener, die ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen.
Der heutige Konsummensch ist da ein williger Adressat für die Meinungen politischer Alphatiere. Denen läuft er nach, bis er enttäuscht wird und überträgt diese Enttäuschung auf das Gesamtsystem. Wenn der Konsummensch aber keine politische Organisation oder Person findet, der er hinterherlaufen kann, dann findet er das System schlecht.
Genau das sehen wir heute. In regelmäßigen Abständen wird die Zufriedenheit der Leute mit den Parteien und dem System gemessen. Genauso regelmäßig werden Tiefstände gemeldet und eine Krise der Demokratie an die Wand gemalt. Eine Krise mag es tatsächlich geben. Aber eine Sache wird dabei vergessen, nämlich dass Demokratie nur durchs Mitmachen funktioniert. Wenn heute 72% der Deutschen die Arbeit der Regierung schlecht finden und sie demnach ihre Anliegen nicht berücksichtigt sehen, dann ist es ihr Job als Bürger dafür zu sorgen, dass ihre Belange wahrgenommen werden. Tun sie es nicht, dann wird die Politik auch nicht für sie gemacht und sie gehen weiterhin leer aus. Ganz einfach.

21. Juli 2008, 14:37 von Andreas Jahn Kommentare

Wohlfahrtsstaat

Soeben fand ich ein Infoschreiben der betrieblichen Rentenversicherung auf meinem Schreibtisch. Letztes Jahr habe ich mir einen Rentenbetrag von 3,70€ erarbeitet. Angenommen ich würde hier bis zur Vergreisung weiterarbeiten, wären das rund 150€. Wow! Würde ich morgen tot umkippen und ein Waisenkind hinterlassen, bekäme es satte 0,70€. Das ist ja fast ein Eis!

5. Mai 2008, 14:20 von Andreas Jahn Kommentare

Endlich frei..

Gestern war ein freier Tag und den habe ich wie alle freien Tage in letzter Zeit genutzt habe, ich habe nicht im Büro sondern in einer unserer drei Wohnungen geackert. Diesmal war meine eigene dran. Besonders mag ich bei Umzügen, die völlig überpackten alten Bücherkisten von T. aus K. am R. mitzuschleppen. Irgendwann wird er sie abholen, ich weiß es genau..
Doch zurück zum Thema, nach einigen Fahrten mit einem Großraumtransporter namens Ford Ka war dann der heikle Teil gekommen, ich musste noch die Schlüssel zu Mahmod zurückbringen. Dabei war es besonders wichtig, ihm zu suggerieren, dass die Wohnung auch völlig leer ist, was sie bis auf’s alte Bett, das Regal, `n Tisch und etwas Kleinkram auch ist.. Das klingt bestimmt gemein, aber der arme M. ist selbst ein kleines Schlitzohr. Er gehört zu denen, die immer mindestens zwei Geschichten parat haben. Er will die Wohnung vermieten, aber wenn er erst mal drin ist, will er es sich richtig gemütlich machen (häh?). Er hat kein Geld und steckt tief im Schlamassel (ich hätt’s fast geglaubt) und zwei Minuten später erzählt er mir von dem Auto, dass er sich gerade kaufen will. Er schildert mir die miese Bezahlung seines Jobs, den er seit ein paar Wochen hat, die kaum den Hartz IV-Satz überschreitet, den er vorher bekam und unterschlägt dabei, dass er tatsächlich set jeher bei seiner Freundin/Frau (?) wohnt. Das bedeutet, dass das Amt seine Wohnung bezahlte und ich auch. Davon habe ich zwar bis zum letzten Monat nichts gewusst, böse Zungen könnten so was aber trotzdem Sozialbetrug nennen. Außerdem hat er in Eigeninitiative schon mal Wohnungsführungen für Interessenten gegeben, als meine Klamotten noch drin waren. Der Schlawiner.
Doch egal. Mit vielen gegenseitigen Freundlichkeiten und Versprechungen haben wir uns dann verabschiedet, er hat die Schlüssel und ich könnte mir gut vorstellen, dass wir uns nie wieder sehen.

2. Mai 2008, 10:47 von Andreas Jahn Kommentare

Tempelhof 2

Beim Frühstück kamen A. und ich auf den Gedanken, wie man die große Fläche des Flughafens sinnvoll nutzen könnte. Die Antwort ist ganz einfach: ein Trauer-Park! Nichts käme der deutschen Betroffenheitskultur mehr entgegen als ein Ort in denen man aller Opfergruppen der letzten Jahrhunderte gedenken könnte.
Die Flächenzuteilung ließe sich mit einem einfachen x Opfer = y Quadratmeter – Schlüssel bewerkstelligen und schon könnte es losgehen. Alle Fraktionen würden dann ums eindrücklichste Stelenfeld oder den schaurigsten Dokumentations-Pavillon wetteifern. Am Ende hätte man eine Art Weltausstellung des sich-schlecht-Fühlens und einen idealen Platz wo man Schulklassen abkippen könnte. Hier ließen sich ein viel tieferes politisches Selbstverständnis erzeugen und auch einige Löcher im Geschichtsbild stopfen. Viele würden sich beispielsweise mit hinschleifen lassen und dabei denken, ’ochnö, nicht schon wieder die alten Kamellen’. Dort jedoch würden sie sich wundern, wie viele neue Opfergruppen es noch zu entdecken gibt. Wer denkt heute noch an die Massaker an den Hereros, die Ausbeutung Tansanias oder die Niederschlagung des Boxeraufstandes. Wer ahnt schon, dass sich das Kurfürstentum Preußen mal im Sklavenhandel versucht hat. Oder die hessischen Söldner im Amerikanischem Unabhängigkeitskrieg. Und erst die unzähligen politischen/religiösen Diskriminierungen in diesem Lande. Die Liste nimmt kein Ende und für Abwechslung wäre damit immer gesorgt.
Einen deutlichen Haken hätte das Konzept schon und daran würde es auch scheitern. Die ganzen Opfergruppen sind sich untereinander so schon nicht grün und würden sich bestimmt wegen Kleinigkeiten in die Haare kriegen. Am Ende gäbe es dort mehr Polizisten als Besucher, das würde sich niemals rechnen.

25. April 2008, 14:39 von Andreas Jahn Kommentare [3]

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