Stones: Seite 6

Schon wieder Fiskalpolitik..

Dazu würde ich gern ein paar Gedanken loswerden. Allerdings werde ich nicht rumnörgeln, davon kann man ja in den Medien schon genug hören, sondern auch mal die guten Seiten aufzeigen, wie z.B. den zeitlichen Ansatz. Die Streichungen werden auf mehrere Jahre verkleckert, so dass der Impakt auf das BIP im niederen Nach-komma-Bereich bleibt. Außerdem bekennt man sich zu Schuldenbremse und Maastricht-Vertrag und will den Staat handlungsfähig halten. Und noch eins, was gern übersehen wird: endlich nimmt man die Antizyklische Wirtschaftssteuerung mal ernst! In der Krise Geld auszuschütten, hat bisher noch jede Regierung hingekriegt, aber mit dem Sparen schon beim ersten Anziehen der Konjunktur zu beginnen ist meiner zeitlich begrenzten Erfahrung nach neu. Sonst fing man ja in Sorge um das zarte Konjunktur-Pflänzchen erst damit an, wenn sich schon wieder eine Stagnation auf hohem Niveau ankündigte, was natürlich dann die nächste Krise einläutete.

Im Detail finde ich die versteckte Rentenkürzung besonders gewitzt. Da heisst es, dass für Langzeitarbeitslose keine Rentenbeiträge mehr eingezahlt werden. “Richtig so!”, denkt sich der Stammtisch, immerhin würden die eh nicht arbeiten. Bekommen die Leute dann später keine Rente? Wahrscheinlich doch, denn eine Grundsicherung bekommt jeder. Außerdem fehlt das Geld nicht erst später, wenn die Harzer in die Rente rollen, sondern schon heute. Was macht also die Rentenversicherung, wird sie die nun fehlenden 2 Mrd. als Sonderzuschuss vom Bund kriegen? Dann wäre die Aktion sinnlos gewesen. Statt dessen, wird sie wohl mit 2 Mrd. weniger auskommen müssen und dies bei zukünftigen Rentenerhöhungen zu berücksichtigen haben. Endlich wird mal einer meiner Vorschläge aufgegriffen..

Und noch was Kurioses: die Elterngeldkürzung greift ab 1240€ netto, was als Grenze zwischen Normal- und Besser-Verdienern gesehen wird. Da halten sich die Einen für gerade dem Prekariat entstiegen und werden von den Anderen schon als Besserverdiener betrachtet.. aber das hatten wir ja schon.

8. Juni 2010, 11:27 von Andreas Jahn Kommentare

Ein Hoch auf die Märkte..

Erneut macht uns unser Sorgenkind Ärger: der Euro. Nachdem er nun die 1.20$ nach unten durchschritten hat, werden die Leute wieder nervös und man fragt sich, ob wir ihn denn nicht letztens erst gerettet hatten – diese 750-Mrd-Sache – damit sollte das Problem doch behoben sein, oder? Nur leider interessiert es die Märkte herzlich wenig, was sich die Politiker da ausgedacht haben, wichtiger ist es ihnen, mit den Kursänderungen Geld zu verdienen. Und wirklich übelnehmen kann man das ihnen eigentlich nicht, schließlich ist es ihr Job. Aber warum ihnen nicht die europäischen Politiker und vor allem die Presse in den Arm fallen ist schon rätselhaft, zumal es schon die Grenze zur Komplizenschaft überschreitet:

Freitag vormittag, der Euro fällt, Erklärung der Marktanalysten: die kommenden US-Arbeitsmarktdaten scheinen besonders gut zu werden, was den Euro belasten würde. Aha!

Freitag nachmittag, der Euro ist weiter gefallen, Erklärung der Marktanalysten: die enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten hätten die Verunsicherung geschürt und den Euro noch weiter belastet.

Da kann man doch machen was man will, der Euro wird von den, ich sage es voller Ernst und ohne Polemik, Spekulanten niedergeprügelt: Griechenland macht Schulden, das ist schlecht für den Euro. Spanien spart für weniger Verschuldung, das soll nun ebenso schlecht für den Euro sein. Ungarn hat Haushaltsprobleme und ist nicht in der Eurozone, das ist trotzdem schlecht für den Euro. In Frankreich sagt einer auf französisch “Wechselkurs”, böse Menschen übersetzen es als “Währungs-Parität” und schon wird der Euro auf Dollarniveau prognostiziert.

Und das machen sie seit einem halben Jahr, ohne dass jemand dagegen einschreitet:

Aber vermutlich wurde das anfänglich von den Europäern sogar in Kauf genommen, weil ein bisschen Geldabwertung schon ganz gut für Schuldenstand und Handelsbilanz ist. Doch nun geht die Sache nach hinten los, weil plötzlich auch die Zinsen für die Staatsanleihen durch die Decke gehen. Aus der erhofften Schuldenentwertung wurde ein Neuverschuldungszwang, um die Zinsen der bisherigen Schulden zu bedienen. Und jetzt kriegt man den Deckel nicht mehr auf den Kessel, die Währung verfällt weiter mit 4Ct/Monat, während die alten Euro-Skeptiker aus ihren Löchern gekrochen kommen und die Akzeptanz der Währung weiter demontieren.

Doch es gibt Hoffnung! Die Angloamerikanischen Pleitegeier werden nicht ewig die Haushaltslöcher ihrer eigene Länder ignorieren können zumal in GB und USA die Rettungspakete noch am größten waren. Außerdem hat niemand etwas von einem ruinierten Europa, immerhin sind es doch unsere Mittelstands-Kleinsparer, die die Investmentsfonds füttern..

7. Juni 2010, 12:44 von Andreas Jahn Kommentare [3]

Lansgsam artikuliert sich die Ablehnung..

..aber wohl leider nicht laut genug.

Donnoch kommt hier mein aktueller Beitrag zur politischen Willensbildung:

3. Juni 2010, 11:38 von Andreas Jahn Kommentare [1]

Schuldenfalle?

Das Thema Staatsschulden ist ja an dieser Stelle nicht unbedingt neu. Und dass die Schulden der Europäer den Euro ins Wanken bringen auch nicht. Doch eine Meldung, die in der ganzen Lena-Manie der letzten Tage etwas untergegangen zu sein scheint, bringt einen neuen Aspekt in die Euro-Krise: Nicht nur Schuldenmachen ist gefährlich, sondern auch das Sparen! Während das bei der Neuverschuldung noch
ganz eingänglich ist (Schulden-> Zinslast-> Haushaltslöcher-> Neue Schulden..).
Die Länder, die nun in den sauren Apfel beissen und ihre Haushalte konsolidieren wollen, senken die Ausgaben um ein paar Milliarden. Dadurch sinkt das BIP ebenso um ein paar Prozent, was einer selbstgemachten Rezession entspricht. Und jetzt kommts: Dadurch steigt die Schuldenlast relativ zum BIP obwohl der absolute Schuldenstand gleich bleibt. Toll! Und schon haben die Rating-Agenturen wieder einen Grund, die Bonität eines Landes runterzustaufen, was gleich mehr Zinsen auf Staatsanleihen einbringt und den Euro um 2Cent wegsacken lässt. Die finden immer einen Weg..

Noch ein paar Gedanken dazu in Kürze:

- Der Abwärtstrend des Euro relativ zum Dollar ist völlig ungebremst, nach wie vor verliert er ca. 4 Cent pro Monat. Zum Verlassen des Trends müsste der Euro 10 Cent hochspringen oder für mindestens zwei Monate stabil bleiben. Das sehe ich so nicht. Die Währungshändler juckt es offenbar überhaupt nicht, ob die Europäer eine 750Mrd-Bürgschaft organisiert haben oder nicht. The Trend is your friend, denn mit ihm kann man Geld verdienen.

- mit dem oben skizzierten Zusammenhang zwischen Konjunktur-Programm (=Neuverschuldung) und BIP-Entwicklung bekommt die Situation in den USA eine gruselige neue Dimension. Entweder lassen sie ihr 780Mrd $- Programm über die Jahre langsam auslaufen, was den Schuldenstand hochjagt und den Dollar nachhaltig demontiert, oder sie kürzen es bald zusammen und stürzen die Welt in die nächste Rezession. Fazit: Noch ist der Euro nicht verloren..

- Als Rot-Grün zum Jahrtausendwechsel den Bundeshaushalt konsolidieren wollte brach eine Phase der wirtschaftlichen Stagnation über uns herein, die sich erst mit größerer Neuverschuldung in dne Folgejahren wieder auflöste. War das der Effekt? Dann dürften sich Keynes-Anhänger freuen und der Rest verzweifeln.

- Unsere Gesamtverschuldung wird am BIP gemessen, was in etwa so ist, als würde ich eine private Verschuldung am Umsatz meines Arbeitgebers messen. Würde man die Verschuldung von Bund und Ländern am Steueraufkommen messen, dann wären wir nicht bei 70% sondern eher bei 300%. Analog zum Privathaushalt hieße das, dass jemand mit 1500€ netto im Monat und nahezu 100% Konsumquote (weil Alimente an die ~~Rentner~~ Kinder, Auto für die Arbeit und Raten für allerlei Anschaffungen der letzten Jahre) einen Gesamtschuldenberg von über 50.000€ hätte, mit der Hoffnung, sie nach der nächsten Gehaltserhöhung endlich unter Kontrolle bringen zu können.

31. Mai 2010, 11:24 von Andreas Jahn Kommentare

Euphemismus des Tages 54 (Vorsicht, Ironie!)

Der Karikaturenstreit ist ja schon ziemlich alt, aber für alle Betroffenen noch lange nicht vorbei. Kürzlich kochte die Geschichte in neuer Form mal wieder hoch, als auf Facebook ein analoger Malwettbewerb stattfand und da schaute ich mich sogleich um, was es denn Neues dazu gäbe. Irgendwann landete ich bei der iranischen Hetz-Veranstaltung und fand erstaunterweise einen israelischen Konkurrenzwettbewerb zum gleichen Thema, der mit dem Motto antrat, dass die besten Juden-Diffamierungen immer noch die Juden selbst machen könnten. Zitat:

“We will show the world we can do the best, sharpest, most offensive Jew hating cartoons ever published,” Sandy wrote on his website. “No Iranian will beat us on our home turf (..).”

Ihr Logo:

Die Bilder dort sind zwar mit nur wenigen Ausnahmen reichlich schlecht, aber die Idee!!!

Und zum Abschluß noch eine iranische Darstellung des Oberpropheten. Schämen sollen sie sich, sowas zu malen!

28. Mai 2010, 10:50 von Andreas Jahn Kommentare

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